Der 412 ist der wohl kleinste je gebaute Ritscher-Schlepper. Dieser hier hat lange in einer Scheune
gestanden, bis ihn endlich Jemand zwecks Restaurierung erwarb. Schlussendlich haben die zu
erwartenden Kosten für die Motorüberholung jedoch den Käufer von seinem Plan abgebracht.
Zwar ließ sich das Öl noch ganz gut von den Belägen bekommen, restlos verglast waren
Diese aber trotzdem. So entschloss ich mich die Bremsbacken mit neuem Bremsband zu versehen.
Hierfür wurden zunächst die alten Niete ausgebohrt, und die Bremsträger entfettet.
Der zugeschnittene neue Belag wurde gebohrt, und mittels Zapfensenker wurde Platz für die
Nietköpfe geschaffen. Anschliessend wurde mit passenden Halbhohlniete der Belag befestigt
So, das Ritschertreffen ist vorbei, wieder Platz in der Garage, und schon wird der
nachwievor komplett in seine Komponenten zerlegte 412 "auf Kiel gelegt".
Jetzt kann sofort der rechte Radträger montiert werden. Radlager, Simmering und Rundschnurring sind neu,
danach kommen die frisch belegten Bremsen an ihren Platz. Parallel sind weitere Teile grundiert worden....
Was rechts geht, muss auch links gehen. Die etwas andere Antriebswelle wird auch hier montiert.
Es folgt auch hier der Radträger und die neu belegte Bremse.
So, wo die Hinterachse wieder Form annimmt, müssen so langsam auch die Räder her.
So wurden nun auch die Vorderradfelgen gereinigt, gerichtet, grundiert, und auch gleich endlackiert.
Ewigkeiten sind vergangen, viel hat sich getan, aber erfreulich war so Manches nicht...
Der Reihe nach. Weiter ging es mit der Ackerschiene welche zerlegt, entrostet, grundiert
und wieder in mattschwarz lackiert wurde.
Zusammengebaut kam die Ackerschiene wieder an Ihren Platz.
Neue Reifen und Schläuche wurden gekauft und alle Räder endmontiert.
Mit montierten Rädern und testweise aufgelegter Haube sieht es endlich wie ein Trecker aus :-).
Wir nähern uns dem spannenden Moment des ersten Probelaufes.
Also alles eingestellt, Diesel drauf, alles entlüftet und munter vorgeglüht.
Zur Erinnerung, alle Komponenten waren lauffähig, zudem sind vorsorglich noch neue
Kolbenringe aufgezogen worden. Der Zylinderkopf war aufgearbeitet. Los gehts also...
Vorglühen, starten, lange nachglühen und dann lief der der Bock. Aber wie :-(.
Vollkommen inakzeptable Rauchentwicklung welche auch nach warmlaufen nicht besser wurde....
Ausgemacht, nachdenken, lieber erst etwas Anderes machen.
Beide Kotflügel und die Haube waren ja noch unangestastet.
Schnell eine Maschine her und Aggressionen abgebaut...
Die Welt ist klein, und so treffe ich auf Mallorca zufällig auf Hans Hermann Henk, welcher auch
einen Ritscher 412 top restauriert sein Eigen nennt. Thema hatten wir also, und kamen alsbald
auf die Riemenscheibe zu sprechen welche Hans Hermann nicht mehr an seinem Trecker montiert
haben wollte. So durfte ich mir gleich nach dem Urlaub die seltene Riemenscheibe abholen.
Vielen Dank noch einmal!
Sofort zerlegt, grundiert, lackiert und frisch gefettet montiert.
Aber da war ja noch das andere Thema....
Erste Vermutung ging Richtung Dieselversorgung, weshalb Tank und Dieselfilter kurz umgangen wurden.
Luft, Diesel, Förderbeginn konnten irgendwann ausgeschlossen werden, fehlt also noch Kompression.
Hier der Dank an Willem nach Kiel ;-) Das Instrument brachte max 15bar Druck zu Tage,
alles unter 20bar gilt als Verschleissgrenze. Zumindest ist das Problem nun bekannt :-(
Um direkt zu ermitteln in welcher Richtung der Druck verloren geht habe ich dann
einen Esslöffel Motoröl auf den Kolbenboden gegeben. Das dichtet nach unten für ein paar
Umdrehungen super ab. Ergebnis 24bar, das wäre prächtig. Der Druck geht also an den
Kolbenringen vorbei verloren. War also nix mit den neuen Kolbenringen...
Jetzt war also klar, es muss leider in eine neue Zylinderlaufgarnitur investiert werden.
Das bedeutet Tank, Luftfilter, Auspuff, Zylinderkopf, Motordeckel und den Kolben
demontieren, bevor mit schweren Flanschen (Dank an Axel) die alte Laufbuchse
vorsichtig aus dem Motorblock gedrückt werden konnte.
Danach hat man dann die Möglichkeit auch noch Rost und Kesselstein von 50 Jahren
aus dem Motorblock zu entfernen. Parallel trifft die neue Laufgarnitur ein :-). Jetzt wird alles gut...
Die Laufbuchse ist gut zu montieren, dass Pleuel ist schnell auf den neuen Kolben gebaut.
Danach euphorisch alles wieder montiert, entlüftet und Startversuch.
BLANKES ENTSETZEN. Keine Veränderung!!!
Wieder Kompression gemessen, immer noch nur 15bar Druck!! Ratlosigkeit....
Wochen gehen ins Land und der Lieferant wird konsultiert. Auf Kulanz kommt eine
weitere komplette neue Laufgarnitur nebst neuem Dichtungssatz. Sauber. Wieder alles auseinander,
wieder getauscht, nocheinmal montiert und wieder das gleiche frustrierende Ergebnis :-(.
Ohne jede Idee was falsch läuft wurde ein Motoreninstandsetzer in Hannover mit der
gerade demontierten Laufgarnitur aufgesucht. Dieser bestätigte zu allem Überfluss auch noch
das Kolben und Laufbuchse absolut perfekt und maßhaltig sind....
Aber jetzt kommts!
Am Ende der Untersuchung wird festgestellt, daß zwei Kolbenringe flasch rum aufgezogen waren!!!
Winziges Detail, aber verheerende Wirkung. Sofort recherchiert und siehe da:
"Das kann zur vollkommenden Fehlfunktion des Motors führen." Mahlzeit.
Die ersten Ringe hatte ICH unwissend falsch aufgezogen, danach kamen zwei Laufsätze mit bereits
(falsch) montierten Ringen vom Lieferanten!!! Teures Lehrgeld..., DER TRECKER LÄUFT!
Nunmehr kann ich mich in Ruhe wieder den Karosserieteilen widmen.
Haube und Kotflügel werden geschliffen, mehrfach gespachtelt und grundiert.
Der ja eigentlich schon fertige Tank hat bei den diversen Montagen noch einmal
Schaden genommen und musste ebenfalls gleich wieder aufgearbeitet werden.
Komplett montiert, mit neuer Zierleiste sowie dem originalen Kühlergrill geht es dem Ende entgegen.
So kann der kleine Ritscher 412 im Herbst 2013 zum ersten mal zusammen mit dem großen "Bruder"
und getriebegleichem Bautz AS120 mit nach Hänigsen zum Schleppertreffen kommen.
Ganz am Anfang war zu sehen, daß es für den kleinen 412 noch ein originales Piotrovsky Verdeck gibt.
Dieses war lange extern eingelagert, wird aber nunmehr Ende Oktober 2013 in Angriff genommen.
Zunächst tobte 8 Stunden lang die Zopfbürste auf dem riesigen Resonanzkörper.
Zum Schutz vor neuerlichem Rost wurde schnell grundiert, bevor dann mühselig ein vollkommen
verrosteter Teil der vorderen Regenrinne ausgetauscht wurde.
So konnte am 21.12. im Garten das Verdeck dann final in Farbe gebracht werden.
Tags drauf wurde das Dach montiert, was doch gleich wieder ein ganz neues Gesamtbild gibt. :-)
Neue Dichtungen für die Frontscheibe wurden zugeschnitten und die 5 Jahre (!) behütete
Sicherheitsglasscheibe wurde gereinigt und eingesetzt.
Am 04.01.2014 war es dann soweit, der Schlepper hat nach 5 Jahren die heimische Garage verlassen.
Das Verdeck wurde fest verschraubt und der Trecker zu seinen "Kollegen" in die Scheune ausgelagert.